Fährt man von Dollart bis zum Jadebusen fallen einem die Schlösser, Steinhäuser und Burgen der Region sofort ins Auge. Auf den zweiten Blick entdeckt man in den Fußgängerzonen, auf Plätzen oder in Parks Skulpturen, mit denen Frauen ein Denkmal gesetzt wurde. In einem kleinen Rundgang erfährt man so das weibliche Gesicht der Ostfriesischen Halbinsel.
Sie weisen auf regionale oder stadtgeschichtliche Besonderheiten hin. So symbolisiert in Leer die Frauenskulptur „Teelke mit der Tasse Tee“ die typische ostfriesische Teekultur. Die Emder Plastik „Jantje Vis“ am Delft dagegen verkörpert ein Fischer-mädchen und erinnert an Heringsfischerei, die früher für die Seehafenstadt Emden von wirtschaftlich maßgeblicher Bedeutung war.
Am Hafen von Ditzum steht eine alte Frau, „Tant‘ Dientje“ genannt. Sie soll an das harte, arbeitssame Leben der Frauen am Dollart erinnern. Die zwei Frauenfiguren „Törfwiefkes“ am Hafen von Weener sammeln in einem Korb Torf, der über Jahrhunderte in Ostfriesland im Moor gestochen ein wichtiger Rohstoff war. Sie erinnern an das beschwerliche Leben der Torfstecherinnen.
Andere Skulpturen setzen konkret historischen Frauenpersönlichkeiten ein Denkmal. So erinnert die Statue von Foelke Kampana (1355 – 1417/19) in Dornum an die Häuptlingsfrau aus dem Brookmerland. Sie trägt aufgrund ihrer überlieferten Grausamkeit noch bis heute den plattdeutschen Beinamen „Quade Foelke“.
Im Gegensatz dazu gilt die friesische Häuptlingstochter Maria von Jever (1500 – 1575) bis heute als Identifikationsfigur des Jeverlandes. Während ihrer Regent-schaftszeit prägte sie ihren Herrschaftsbereich kulturell, wirtschaftlich und politisch nachhaltig. Am Eingang des Schlosses wurde ihr ein Denkmal gesetzt.
Aber nicht nur an Herrscherinnen wird erinnert. Auch Frauen des alltäglichen Lebens, die als Originale das jeweilige Stadtbild prägten, wird in Form von Skulpturen ein Denkmal gesetzt. Eine von ihnen ist die Emder Straßenfegerin Peterke Janssen de Boer (1887 – 1956). Dreißig Jahre nach ihrem Tod wurde in Gedenken an sie und zur Sensibilisierung gegenüber dem Umgang mit Abfall durch eine Bronze aufgestellt. Auf Juist steht vor dem Standesamt gemeinsam mit einer Badenden die legendäre Badefrau Wilhelmina Maria Visher (*1846), auch genannt „Oma Rass“. Gleichzeitig setzt die Statue dem Berufsstand der Badefrauen, die ab dem späten 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein die Badegäste in den ostfriesischen Nordseeheilbädern betreuten, ein Denkmal.
Vielfach thematisieren die weiblichen Statuen eine Nähe und Verbundenheit zur Nordseeküste. Am Hafen von Leer findet man das Meerwiefke oder an der Süd-strandpromenade in Wilhelmshaven die Jadenixen. In Dornumersiel zeigt die Figurengruppe „He is buten bleven“ die Lebenswirklichkeit der Menschen an der Nordsee. Die traurig melancholische Skulptur zeigt eine Seemannsfrau mit ihrem Kind, deren Mann ist „auf See geblieben“ ist.
Will man sich selbst einen Eindruck des weiblichen Gesichts Ostfrieslands verschaffen, lädt dieser kleine virtuelle Rundgang dazu ein, sich auf Entdeckungsreisen zu weiblichen Skulpturen der Region zu begeben.
Ein Kommentar bei “Auf den Spuren weiblicher Skulpturen”