Ohne diesen Zwischenstopp wären viele dieser Arten nicht in der Lage den gesamten, teils weltumspannenden Flug zu bewältigen.
Denn: Die Vögel auf ihrem ostatlantischen Zugweg legen teils über 8.000 Kilometer zurück. Es gibt verschiedene Arten als Zugvogel ins Brutgebiet zu ziehen. Die einen brauchen mehrere Pausen und fliegen in kurzen Etappen, die anderen machen nur eine Rast und fliegen mehrere Tausend Kilometer ohne weitere Pausen zu ihren Brutgebieten.
Die Pfuhlschnepfe etwa erbringt die wahrscheinlich höchste Leistung unter allen Zugvögeln, denn, wie bei einem Vogel in Ostasien nachgewiesen wurde, flog die Pfuhlschnepfe 11.500 Kilometer vom Brut- ins Überwinterungsgebiet. Die Pfuhlschnepfen die sich am Wattenmeer stärken fliegen jedoch nicht ganz so weit. Sie legen vom Wattenmeer bis nach Afrika circa 5.000 Kilometer zurück. Eines der wichtigsten Überwinterungsgebiete liegt im Westen Afrikas – Guinea-Bissau. Das kleine Land am Atlantik ist dieses Jahr Partnerland der 10. Zugvogeltage.
Das Wattenmeer wird als Drehscheibe des Ostatlantischen Vogelzuges bezeichnet. Weshalb sie hier rasten: Der Nahrungsreichtum. Dieser ist so groß im Wattenmeer, dass Millionen Zugvögel hier ihren Energiebedarf decken können. So bietet diese Zugvogel-Drehscheibe ideale Voraussetzungen. Das Wattenmeer ist weltweit eines der vogelreichsten Gebiete. Ein wichtiges Kriterium für seine Auszeichnung als Weltnaturerbe. Ein weiterer Grund für die Drehscheibe Wattenmeer ist das Ökosystem des Watts. Dieses zählt zu den produktivsten Boden-Ökosystemen der Erde.
Viele Vögel nutzen ebenso das Hinterland, wie beispielsweise die Emsauen. Auch der Bereich der Ems unmittelbar am Wattenmeer – Tideems bildet einen unverzichtbaren Bereich zur Nahrungsaufnahme der rastenden Zugvögel.
Nahrungsaufnahme der Vögel
Viele Zugvogelarten machen nur eine Rast auf ihrem Weg – am Wattenmeer, um hier ihre Energiereserven wieder aufzufüllen. Ein einziger Quadratmeter kann mit bis zu 700 Seeringelwürmer, 40.000 Schlickkrebse und 100.000 Wattschnecken besiedelt sein. Zum Auffüllen der Fettreserven für die Zugvögel somit perfekt. Mit auflaufendem Wasser werden die Nahrungsflächen kleiner und die Vögel kommen näher an die Küste. Ist auch hier kaum mehr Nahrungsfläche gegeben, machen sie sich auf zu ihren Hochwasserrastplätzen. Bei Hochwasser rasten große Trupps von Watvögeln in den Salzwiesen und verschiedene Entenarten ruhen an feuchten Dünentälern.
Lebensräume für Zugvögel bilden nicht nur das Watt und die Salzwiesen, sondern auch Dünen, Weiden und Teiche. Aber auch künstliche wasserreiche Landschaften eignen sich hervorragend zur Nahrungsaufnahme der Zugvögel. Das Spülsiel bei Neßmersiel sorgt mit auflaufender Flut, dass das Nordseewasser im Speichersee eingestaut wird. Sobald das Wasser abläuft wird das Wasser aus dem Speichersee über das Siel Richtung Nordsee wieder abgegeben und erzeugt so den Spülstrom, der dafür sorgt, dass die Wasserstraße nach Baltrum frei ist. Diese künstliche, wasserreiche Landschaft ist ausgesprochen attraktiv für Wat- und Wasservögel, die hier rasten und fressen, wenn die Flut ihre Nahrungsflächen im Watt überspült.
Auf dem offenen Meer rasten Seetaucher und Meerenten, am Strand Möwen, Seeschwalben und – bei Hochwasser – Watvögel. Buhnen und Molen dienen Eiderenten, Möwen und Steinwälzern als Lebensraum. Dünen sind das Jagdrevier von Kornweihe und Sumpfohreule. In den Büschen, in Wäldchen und Parkanlagen machen viele Singvögel Pause. Gänse und Watvögel halten sich aber auch in Grünland auf. Teiche und Gewässer dienen einer Vielzahl an Wasservögeln als Rast- und Ruheplatz.
Der Vogelzug
Zugvögel sind das ganze Jahr hindurch am Wattenmeer unterwegs. Dabei ändert sich nur die Intensität. Denn je nach Witterung setzen sich die Zugvögel bereits im Januar in Bewegung um an ihre Brutgebiete zu gelangen. Jedoch setzt der Zug verstärkt in den Monaten März bis Mai ein. Im Juni beginnt bereits der Herbstzug und zieht sich bis in den November. Im September und Oktober ist er am intensivsten. Aber es verbringen auch viele nordische Gänse den ganzen Winter an der Küste. Viele steuern Jahr für Jahr dieselbe Salzwiese im Wattenmeer an. Dasselbe Schauspiel spielt sich im westlichen Afrika ab.
Doch wie sieht es mit dem Klimawandel aus? Die Zugvögel haben noch viel eher als der Mensch angefangen sich auf die veränderten Gegebenheiten der ökologischen Bedingungen des Klimawandels einzustellen. Laut Wissenschaftlern schiebt sich der Frühling jedes Jahr weiter nach vorn. Sobald die Temperaturen milder werden, kehren viele Zugvögel deshalb schon zu uns zurück. Auch in den nächsten Jahren wird sich dieser Trend weiter fortsetzen.
Zug, Brut und Überwinterung im Wattenmeer
Beobachtung
Damit Tiere und Pflanzen einen geschützten Raum erhalten, wurde der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer in verschiedene Schutzzonen unterteilt.
Davon gibt es drei.
Die Ruhezone: Hier gelten die strengsten Schutzbestimmungen. Sie darf ganzjährig nur auf den zugelassenen, markierten Wegen betreten werden.
Die Zwischenzone: Hier gelten die gleichen Schutzbestimmungen wie in der Ruhezone, mit Ausnahme außerhalb der Brutzeit. Diese beginnt jedes Jahr am 01. April und endet am 31. Juli. Außerhalb der Brutzeit darf sich frei im Gelände bewegt werden.
Die Erholungszone: Dient der ruhigen und rücksichtsvollen Erholung des Menschen.
Vor allem an exponierten Punkten wie den ostfriesischen Inseln konzentriert sich der Vogelzug. Enten, Gänse, Möwen und Seeschwalben nutzen die ostfriesischen Inseln als Leitlinie und sind vor allem morgens am aktivsten. Ebenso lassen sich Singvögel in den frühen Morgenstunden besonders häufig antreffen. Tagsüber ruhen die meisten Vögel, um am Abend weiterzuziehen. Die Lebensräume im Nationalpark mit ihrer Vielfältigkeit sind für viele Arten attraktiv, denn jede Vogelart hat eigene Lebensraumansprüche.
Die Gezeiten spielen beim Beobachten ebenfalls eine Rolle, denn bei Niedrigwasser verteilen sich die Zugvögel weiträumig im Watt. Bei Hochwasser dagegen lassen sich die Zugvögel in Salzwiesen oder an Stränden beobachten. Nicht nur die Gezeiten spielen eine große Rolle, sondern auch das Wetter. Die Vögel ziehen am liebsten bei klarem Wetter und Rückenwind gen Süden. Durch Unwetter, Gegenwind oder gar Nebel, müssen die Zugvögel eine Pause einlegen. Schlägt das Wetter um und die Bedingungen verbessern sich, dann ist mit besonders starkem Vogelzug zu rechnen.
Veranstaltungen
Entlang der Niedersächsischen Nordseeküste sowie auf den ostfriesischen Inseln erwarten Sie mehr als 150 Veranstaltungen. Ob eine Exkursion zu Fuß, zu Wasser oder mit dem Bus, ein Vortrag oder eine Lesung. Das Thema Vogelzug bietet eine ganze Palette von Veranstaltungen. Beobachtungsstationen gibt es an der gesamten Küste. Das Gesamtprogramm finden Sie auf www.zugvogeltage.de