Im Jahre 1508 verlieh Graf Edzard der Große dem Flecken Leer das Marktrecht – der Gallimarkt war geboren. Gelegt wurde der Markttag auf den 16. Oktober, welcher dem Todestag des heiligen St. Gallus entspricht. Dass dieser „Tag Galli“ ausgewählt wurde, hatte einen bestimmten Grund: Eine alte ostfriesische Bauernregel besagt, dass ab diesem Tag Schnee und Frost über das Land ziehen könnten. Folglich war es den Bauern ein Anliegen, ihre Ernte vor diesem Tag einzuholen und ihr Vieh zu verkaufen. Die Mägde, Knechte, Händler und Bauern trafen sich so am St. Gallus-Tag an der Kaaksputte, dem historischen Stadtzentrum Leers, um sich mit ihren Einkäufen auf den langen und kalten Winter vorzubereiten.
Auch heute, mehr als 500 Jahre später, ist der Ver- und Ankauf von Vieh ein fester Bestandteil des Gallimarktes: Auf dem Galliviehmarkt handeln die ostfriesische Landwirte um Rind, Esel, Schaf und co. Besiegelt wird der Kauf traditionell mit einem einfachen Handschlag.
Wer Zeuge des Spektakels werden möchte, darf allerdings kein Morgenmuffel sein: Traditionell beginnt der Galliviehmarkt früh am Morgen des ersten Markttages bereits um 6 Uhr.
Während zu dieser Zeit schon mit Vieh gehandelt wird, machen sich die Gallimarkt-Herolde bereit, die Eröffnung des Marktes bekannt zu geben. In historischen Kostümen gekleidet ziehen die 3 Herolde durch de Stadt, um den Markt schließlich um 11 Uhr am Leeraner Rathaus gemeinsam mit der Bürgermeisterin und dem „Town Crier“ der englischen Stadt Trowbridge, Partnerstadt Leers, feierlich zu eröffnen.
Kult ist dabei der mehr als 100 Jahre alter Eröffnungsspruch, der traditionsgemäß auf Plattdeutsch verkündet wird und an die Ursprünge des Marktes erinnert:
Radeau, Radeau, raditjes doe, – Radeau, Radeau, raditjes doe,
de Stadt, de hört de König toe, – Die Stadt hört dem König zu,
radeau, radeau raditjes dum! – radeau, radeau raditjes dum!
De Börgmester led vebeden, – Der Bürgermeister lässt verkünden
dat nüms mag kopen of verkopen – Niemand darf kaufen oder verkaufen
bevör de Klocke negen sleit, – bevor die Glocke neun schlägt,
bi Verlüß van Goderen – unter der Androhung des Verlustes aller Güter
un all wat over tein Pund weggt, – und alles was über 10 Pfund wiegt,
is na de Waage to brengen, – ist zur Waage zu bringen,
un darnaa dree Daag free Markt! – und danach drei Tage freier Markt
Seit 1952 findet der Gallimarkt nun an insgesamt 5 Tagen statt. Während sich die Leeraner in den ersten Jahren zum Kauf von Gemüse, Getreide, Leinen und co. trafen, so zieht es die Ostfriesen heute auf den Markt, um bei mehr als 250 Fahrgeschäften und Buden gesellige Stunden zu verbringen.
Ein Highlight ist so neben dem großen Feuerwerk am Gallimarkt Freitag die Lampionfahrt über den Leerander Hafen, welche traditionell am Samstagabend stattfindet.
Ein Tipp von Teetied: Wer sich den Gallimarkt im Miniaturformat anschauen möchte, der findet im Leerander Miniaturland einen Nachbau des Kultmarktes, der das ganze Jahr über ausgestellt wird.
manthei says:
Moin ,
fahren nun seit 19 Jahren nach Ostfriesland aber auf den Galli Markt
waren wir noch nie . Müssen uns unbedingt das Datum merken .
Ostfriesland ist ein wunderbarer Landstrich mit viel Geschichte und
Tradition . Die Menschen dort sind sehr freundlich und hilfsbereit .
Ich kann nur jedem Empfehlen mal nach h Ostfriesland zu fahren .
U.M
Hinz Doris says:
Habe vergeblich nach den ehemaligen Herolden der Stadt gesucht. Ich weiß nur, dass nach Hinrich Klasen sein Enkel das übernommen hat und einige Jahre die Tradition fortgeführt hat.
Gibt es keine Auflistung?
Ostfriesland Tourismus GmbH says:
Hallo Doris, das ist wirklich ein ganz tolle Tradition mit den Herolden. Wir haben aber leider auch keine Auflistung. Vielleicht fragst Du mal direkt bei der Stadt Leer nach. Dort weiß man es bestimmt.