Sie schreibt, es ist ihre Mittagsstunde. Andere würden sich jetzt ausruhen. Nicht so Antje Brons, sie nimmt sich ihre Auszeit nach Erledigung aller Haushaltspflichten, Versorgung der großen Familie und Planung gesellschaftlicher Feiern: Der König von Preußen ist als Hausgast angekündigt, da gilt es noch verschiedene Vorkehrungen zu treffen. Aber sie weiß, wie sie ihr seelisches Gleichgewicht bewahren kann: tägliche geistige Studien und das Gebet sind ihre Wegbegleiter durchs ihr 93 Jahre währendes Leben.
Ihr Teehaus mit Garten, nur wenige 100 Meter von ihrem Zuhause entfernt, schafft den Raum der Stille und Muße, den sie braucht. In all dem Grün und mit Blick auf das vorbeiziehende Wasser des Kanals liest sie religiöse und philosophische Schriften und verfasst ihre Bücher, die den schlichten Urhebervermerk „Von Frauenhand“ tragen – im 19. Jahrhundert schon fast eine Provokation.
Sie leistet dies nicht, um Anerkennung zu ernten, vielmehr möchte sie das Geschichtsbewusstsein ihrer Nachkommen und aller Menschen schärfen. Als Mennonitin und damit Angehörige einer Minderheit und Randgruppe meldet sie sich mutig zu Wort und verfasst mit 74 Jahren die erste deutsche Gesamtdarstellung der Taufgesinnten oder Mennoniten. Dieses Werk bringt ihr nicht nur wissenschaftliche Ehren, sondern 2015 die Ernennung ihrer Heimatstadt Emden zum FrauenOrt.
Was hätte Antje Brons dazu gesagt? Gefreut hätte sie sich bestimmt, nicht in dem Sinne, dass sie diese Auszeichnung auf ihre Person bezogen hätte. Doch ihr bestimmender Wunsch, Menschen zu erreichen und deren sittliche und geistige Fähigkeiten zu stärken, ist damit mehr als erfüllt.
Aber nun wird es Zeit für Antje Brons, sich wieder den Aufgaben des Tages zu stellen, schließlich kommt ja bald der König. Und so beschreibt sie dann in ihren Lebenserinnerungen diesen Besuch, als die Männer eine Schiffspartie auf dem Dollart – natürlich bei Regen – unternehmen: „Ich saß indessen ganz allein auf seiner Stube, bekam kein warmes Mittagsessen, weil in unserer Küche, um den Geruch zu vermeiden, nicht gekocht wurde; für die Beköstigung der Dienerschaft war anderweitig gesorgt worden. Da ich das Haus nicht verlassen konnte und auch niemand zu mir kam, weil alle Welt auf den Beinen war, um die Ehrenpforten und Ausschmückungen zu sehen und vor allen Dingen den König selbst nebst seinem großen Kanzler Bismarck, sowie die anderen, hohen Persönlichkeiten, so hatte ich eigentlich nur lange Weile und konnte mich durch die hohe Ehre, die unserem Haus widerfahren war, entschädigt halten.“
Hest Tîd – Kumst mit na Emden?
Tagesexkursion: Ein Frauenweg zur Zeit des 19. Jh. von Norden nach Emden am Sa., 07.04.2018
Programmablauf Abfahrt mit dem Bus nach Norden: 9.00 Uhr, Johannes a Lasco Bibliothek, Kirchstraße 22, Emden. Fahrt nach Norden, wo Antje Brons am 23.11.1810 geboren wurde. Dort soll den frühen Kindheits- und Jugendjahren nachgespürt werden. Am Norder Markt wuchs Antje Brons unter der Obhut ihres Onkels auf, von dem wichtige Impulse für ihren späteren Lebensweg ausgingen. In der Mennonitenkirche werden wir Wissenswertes über die Mennoniten erfahren, aber auch über die frühen Jahre der Antje Brons und ihrem familiären Umfeld. Im Norder Teemuseum nehmen wir uns Zeit für eine ostfriesische Teetafel mit Tee und Krinthstuut. Fahrt nach Groothusen/ Krummhörn mit einer kleinen Dorfwanderung auf den Spuren von Antje Brons. Im Burgcafé Schatthaus der Osterburg Groothusen erwartet uns eine warme Suppe. Die Reise führt uns dann nach Emden und es geht weiter zu den Stätten von Antje Brons. Nach einer kleinen Teepause in den historischen Pelzerhäusern besuchen wir die Ausstellung Antje Brons in der Johannes a Lasco Bibliothek. Die Tagesexkursion endet um 18.00 Uhr. D ie Kosten für Fahrt, Teetafel n , Verpflegung und Eintritt betragen pro Person 35 , – € und sind im Vorfeld der Exkursion zu überweisen. Anmeldungen: Okka Fekken, Gleichstellungsbeauftragte Stadt Emden, Tel. 04921/871299 oder per E-Mail: fekken@emden.de Ihre Reisebegleiter/innen: Dr. Klaas-Dieter Voß, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Johannes a Lasco Bibliothek Katja Beisser-Apetz, Autorin, „Das weiße Blatt – Antje Brons – Ein außergewöhnliches Frauenleben im 19. Jahrhundert“ Lotte Botterbrodt, Stadtführergilde Emden e.V. Okka Fekken, Gleichstellungsbeauftragte Stadt Emden.
Katrin Rodrian says:
„die Ehefrau sei Gefährtin des Mannes , nicht Sklavin“, so schrieb Antje Brons 1849 über die Ehe. Welch moderne Frau im 19. Jahrhundert. Die Exkursion „Hest Tid – kumst mit na Emden? am 7. April 2018 war nicht nur informativ, sondern zeichnete das Bild einer ungewöhnlichen Frau aus Ostfriesland. Antje Brons, ihr Leben und Wirken, sollte in die Geschichtsbücher.
Andrea Marsal says:
Die Fahrt auf den Spuren von Antje Bruns war ein gelungener toll organisierter informativer sonniger Tag. Ich habe mich nicht nur über die gute Fachanleitung aus verschiedenen Perspektiven und aus verschiedenen Dokumentationen auf das Leben dieser beeindruckenden Frau mitnehmen lassen ,sondern fand die Abwechslung mit den unterschiedlichen Arten der Begegnung der Zeitabschnitte von Antje Bruns hervorragend gelöst (Besichtigungen, Spaziergänge ,Erzählungen der historischen Gegebenheiten ,Lesungen aus der Biografie).Beeindruckend fand ich neben der Mennonitenkirche (die leider sehr kalt war), dem Besuch des Teemuseums mit der leckeren Teezeit und dem informativen Teezeremoniell ,den Dorfspaziergang in Groothuusen, der Besuch der Grabstätte und letztendlich die zeitgeschichtlichen Dokumente (handgeschriebene Briefe von Antje Bruns), die den Tag wunderbar abrundeten. Nicht nur das schöne Wetter sondern die Verköstigung in der Osterburg und im Pelzerhaus waren wunderbar. Für die nächste Fahrt auf den Spuren von Antje Bruns rege ich an, dass noch einen paar mehr Passagen aus dem Buch „Das weiße Blatt „an den verschiedenen Stationen ,die wir besucht haben, vorgelesen werden.
Der Frauenort Antje Brons in Emden hätte nicht besser erläutert und uns allen näher gebracht werden können.
Ich bedanke mich bei allen Organisatoren und Reisebegleitern, besonders bei der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Emden Okka Fekken für diesen tollen Tag und würde jederzeit gerne wieder mitfahren.
Andrea Marsal, Stadträtin
Jutta Dehoff-Zuch says:
Die Erinnerung an Antje Brons als FrauenOrt in Ostfriesland – eine ganz wunderbare und wegweisende Intitiative, die mit den Aktionen des diesjährigen Lebendigen Frauenkalenders an Aktualität gewinnt ! Der Hinweis auf Frauen als Persönlichkeiten, die in Ostfriesland gewirkt haben und damit die Region geprägt haben, ist ein wesentlicher Baustein, um die Leistungen und den Einfluss von Frauen sichtbar zu machen. Dies nicht nur im Hinblick auf das Gestern, sondern auch das Heute und Morgen!
Jutta Dehoff-Zuch, Hochschule Emden/Leer
Michael Lohrer says:
Am 2. März 2023 wird in der Johannes a Lasco Bibliothek eine Ausstellung zu Antje Brons eröffnet, die sicher sehr sehenswert ist. Wir werden auch dahin fahren. Ich besitze auch ihr Geschichtswerk über die Mennoniten, was mich schon immer fasziniert hat. Sehenswert – nicht nur für Frauen. Ich staune immer wieder wie „modern“ Antje Brons, trotz traditioneller Aspekte, wie Ehefrau eines berühmten Mannes, viele Kinder, religiöse Bindung, gewesen ist,